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Ein Plädoyer für Energiefreiheit: Die Rückkehr der fossilen Kraftstoffe

Was viele für ein plötzlich über Europa hereingebrochenes Unheil ansehen, ist in Wahrheit nur eine beschleunigte Entwicklung einer Krise, die sich bereits seit Jahrzehnten ankündigt: die Energiekrise. Man kann diese Krise in einem Satz zusammenfassen: Die grüne Idee ist gescheitert.

Die Idee, ganze Industrienationen von fossilen Kraftstoffen unabhängig zu machen, die Stromversorgung vor allem auf Sonnen- und Windstrom umzustellen und alle Energiesektoren der Wirtschaft zu elektrifizieren, um sie ebenfalls CO2-frei zu gestalten, hat sich nun als das Luftschloss erwiesen, das es immer war.

Nur ein kleiner Schubser war nötig, um das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen. Das billige russische Pipeline-Gas als notwendige Absicherung der unsicheren erneuerbaren Energien wird auf Jahre hinaus nicht zur Verfügung stehen. Darauf aber bauten stillschweigend all die wunderbaren Hochrechnungen von „Netto-Null bis 2040“ in Europa auf.

Speichertechnologien, die in dem Massstab Energie speichern können, wie wir das bräuchten, um die Schwankungen der Erneuerbaren auszugleichen, sind nicht in Sicht und die Chancen auf sie stehen aufgrund physikalischer Gegebenheiten auch besonders schlecht.

Das Grandiose an der modernen Stromerzeugung ist gerade, dass man sie dem Konsum nach gestalten kann. Immer wenn die Menschen Strom aus der Steckdose wünschen, kann man die stromerzeugenden Kraftwerke hochfahren und wenn die Nachfrage sank, konnte man sie herunterfahren.

Wie kompliziert ein Stromnetz werden muss, um mit schwankender Energieernte umzugehen, wurde immer unter schön klingenden Worten der Nachhaltigkeit und der Vorbildfunktion Westeuropas verschwiegen. Es gibt die Technologie, um ein solches Netz zu betreiben, schlicht nicht. Die ganze Politik darauf auszurichten, heisst, den heutigen Wohlstand zu opfern, für eine Idee, die bisher noch an keinem Ort auf der Welt funktioniert hat.

Die ganzen Enthusiasten der Erneuerbaren Energien sollten sich eine einfache Frage stellen: Warum, wenn die Erneuerbaren die Zukunft, billiger und wettbewerbsfähiger als konventionelle Kraftwerke sind, gibt es kein einziges Land auf der Welt, das bei 100 Prozent Stromversorgung aus Erneuerbaren liegt? Nicht einmal prädestinierte Wüstenstaaten oder stark windige Küstengebiete kommen auch nur in die Nähe dieses Ziels.

Doch kommen wir zurück nach Europa. Ein ganzer Kontinent hat sich in die Abhängigkeit eines machtsüchtigen Diktators begeben und die wichtigste Grundlage einer Industriegesellschaft und damit des modernen Massenwohlstands aufs Spiel gesetzt: eine günstige, jederzeit verfügbare und verlässliche Energieversorgung. Energie ist die Basis technologischer Entwicklung überhaupt.

Erst mit der Dampfmaschine war der Umbruch der Industriellen Revolution möglich. Fabriken und Maschinen, automatisierte Herstellung von Massenware, erleuchtete Häuser und Wohnungen, warme Stuben im Winter und funktionierende Krankenhäuser sind ohne ausreichend Energie undenkbar.

All das wurde in dem Sturm der Begeisterung für die grüne Idee vergessen. Aus Angst vor dem Weltuntergang durch die Erderwärmung schien jedes Mittel recht. Ökonomische Vernunft war hier nicht gefragt.

Wir müssen daher unsere Energieversorgung wieder vom Kopf auf die Füsse stellen. Wir sollten alle grünen Dogmen der letzten Jahre kritisch prüfen und bei Untauglichkeit verwerfen.

Vor der Energiewende im Jahre 2002 betrug der Strompreis in Deutschland 9 Cent die Kilowattstunde. 20 Jahre später und noch vor der Ukrainekrise lagen wir bereits bei über 30 Cent die Kilowattstunde, Tendenz steigend.

Deutschland hatte 2002 nahezu 70 Prozent seiner Stromversorgung aus Kohlekraftwerken bezogen. Knapp die Hälfte aus Braunkohle, die andere Hälfte aus Steinkohle. Hauptsächlich eigene Produktion. Damit war Deutschland sowohl von weltweiten Diktatoren und fragwürdigen Regimen unabhängig, als auch international wettbewerbsfähig.

Wir sollten diesen Zustand wiederherstellen. Allein die deutschen Braunkohlereserven reichen noch für 40 Jahre, um den Weltverbrauch an Braunkohle zu decken. Kohle ist darüber hinaus in grossen Mengen in unseren befreundeten Staaten den USA, Kanada und Australien vorhanden. Eine Verknappung aufgrund geopolitischer Machtspiele scheint ausgeschlossen.

Die deutschen Kohlekraftwerke sind dabei die saubersten, die es auf der Welt gibt. Durch modernste Filtertechnologien hat Deutschland es geschafft, seine Schwefeldioxid-Emissionen von 1990 bis 2002 um 90 Prozent zu reduzieren.

Das war alles wohlgemerkt vor der Energiewende. Kohle ist und bleibt die Basis des modernen Massenwohlstands. Glauben Sie nicht?

Schauen wir uns die Lage weltweit an. China ist mittlerweile Nummer Eins der Welt mit über 1000 eigenen Kohlekraftwerken. Dahinter folgen die USA mit etwas über 500 Kohlekraftwerken. Indien kommt auf Platz Drei mit 280 Kohlekraftwerken. China und Indien haben annähernd die gleiche Bevölkerungszahl mit rund 1,4 Milliarden Menschen. Zusammen stellen sie 35 Prozent der Weltbevölkerung.

China hat einen Energiemix, wie ihn Deutschland vor der Energiewende hatte: 70 Prozent Kohlestrom. Allen Imagebeteuerungen zum Trotz liegt der Anteil von Sonnen- und Windstrom in China gerade einmal bei 9 Prozent am Gesamtstrommix. Wir Deutschen kaufen China Solarzellen ab, die mit Kohlestrom hergestellt wurden, um ein Regime damit reich zu machen, das unsere Werte ablehnt.

Anteile der verschiedenen Erzeugungstechnologien am chinesischen Strommix im Jahr 2020 (Quelle: Energy Brainpool), China 2020
Chinas Strommix 2020, Quelle: https://blog.energybrainpool.com/chinas-energiesystem-in-2020-rekordzubau-von-erneuerbaren-trotz-corona/

In Indien sieht die Lage ähnlich aus. 75 Prozent des Stroms stammt aus Kohlekraftwerken. Doch Indiens Energiehunger ist noch lange nicht gestillt. Während Indien pro Kopf noch einen Jahresstromverbrauch von 800 Kilowattstunden ausweist, befindet sich China bereits bei knapp 4000 Kilowattstunden pro Kopf pro Jahr.

Wenn wir annehmen, dass Indien in den nächsten Jahren und Jahrzehnten dem chinesischen Beispiel folgen will, wird sich die Anzahl der Kohlekraftwerke in Indien noch mehr als verfünffachen.

Doch selbst dann befinden sich Indien und China noch nicht auf dem Niveau der USA, die bei aktuell 11.000 Kilowattstunden pro Kopf pro Jahr liegen. Nehmen wir dieses Ziel für Indien und China an, wird klar, in welchen Dimensionen sich die Europäer und Amerikaner verschätzen, wenn sie glauben, die Energiewende hinge von ihrem Verhalten ab.

Die Gewichte in der Welt haben sich längst verschoben. Jede Energieersparnis und Zubau von Erneuerbaren Energien in Europa dient nur der eigenen Gewissensberuhigung und wird international ohne Wirkung bleiben.

Dass dies nicht nur Spekulation ist, sondern auch die Geisteshaltung in Indien und China widerspiegelt, kann man an folgenden Statements von Ingenieuren, Unternehmern und Politikern aus Indien und China sehen:

„Tagesschau-Online“ berichtete am 01.11.2021 unter der Überschrift: „Indien setzt noch stärker auf Kohle“:

„Kohlestrom bleibt deshalb wichtigster Bestandteil der indischen Energieversorgung, sagt der Ingenieur am Tagebau Balram: „Erneuerbare Energien garantieren keine stetige Energiezufuhr, weil die Wetterbedingung sich ständig ändern, deshalb ist ein Energiemix nötig.“ Die klimaschädliche Kohle hat also Zukunft in Indien. Von einer echten Energiewende ist das Land weit entfernt.“

Tagesschau-Online: https://www.tagesschau.de/ausland/asien/indien-kohle-109.html

„Web.de-Magazin“ berichtete am 18.11.2021 unter der Überschrift: „Indien und China tricksen Europa klimapolitisch aus“

„Der staatliche Konzern Coal India baut im ganzen Land neue Kohlekraftwerke, schon jetzt sind 280 davon im Vollbetrieb. Erneuerbare Energien würden Indiens wirtschaftliche Zukunft nicht ermöglichen, heißt es in Delhi.“

Indien und China tricksen Europa klimapolitisch aus | WEB.DE

Indiens und Chinas Unternehmer freuen sich bereits darauf, die europäischen Industrien zu übernehmen, sollten die Energiepreise Europa international nicht mehr wettbewerbsfähig sein lassen:

„Mit steigenden Energiekosten werde die Industrie Europas in Probleme geraten, davon könnten Indien und China profitieren. Insbesondere energieintensive Unternehmen könnten gezielt angegriffen werden. Das trifft insbesondere die Branchen Baustoffe, Chemie, Glas, Nichteisen-Metalle, Papier und Stahl. Um Aluminium, Kupfer und Zink, Dämm- und Kunststoffe sowie Grundchemikalien, Papier und Karton, Glas, Glasfasern, Stahl, Zement, Kalk, Gips und Keramik herzustellen, wird besonders viel Energie benötigt. Alleine das BASF-Werk in Ludwigshafen braucht so viel Strom wie ganz Dänemark. Wenn der in Deutschland klimapolitisch teurer wird, sind Produktionsverlagerungen absehbar. Ein chinesischer Chemie-Unternehmer bringt es auf den Punkt: „Wir machen die Deutschen mit ihrer grünen Klimanaivität jetzt fertig.“

Indien und China tricksen Europa klimapolitisch aus | WEB.DE

Es ist Wunschdenken, zu glauben, Indien und China würden ihre wirtschaftliche Entwicklung und damit ihre geostrategische Position für ein energiepolitisches Experiment mit unsicherem Ausgang aufgeben.

Um die Deindustrialisierung Europas zu stoppen, müssen wir unsere Klima- und Energiepolitik grundlegend ändern. Neben dem Wiedereinstieg in die Kohleverstromung sollten wir auch ins Frackinggeschäft für Öl und Gas einsteigen. Es ist doch niemandem mit Verstand zu erklären, warum wir teures Fracking-Gas aus den USA importieren sollten, wenn wir es in Europa selbst fördern könnten?

Wer immer noch moralische Bedenken hat, sich für eine stärkere Nutzung von fossilen Energien einzusetzen, dem empfehle ich das neue Buch von Alex Epstein „Fossil Future: Why Global Human Flourishing Requires More Oil, Coal and Natural Gas – Not Less“. Der Energieexperte und Philosoph aus den USA legt überzeugend dar, warum die positiven Effekte einer verlässlichen Energieversorgung selbst die negativen Klimaeffekte der Fossilen Kraftstoffe auszustechen vermag. Auch das Vorgängerwerk „The Moral Case For Fossil Fuels“ sei hiermit den Lesern empfohlen.

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