Das Gute und das Schlechte

T: Papa?

P: Ja, mein Engel?

T: Ich frage mich, was gut ist. Aber ich finde keine Antwort.

P: Wieso denn nicht?

T: Naja, weil ich mir gedacht habe, dass doch das Gute nie nur gut ist oder?

P: Was meinst du damit?

T: Naja wäre das Gute nicht langweilig, wenn es immer nur gut wäre? Wäre es nicht viel interessanter, wenn es manchmal schlecht wäre?

P: Und wie unterscheiden wir dann zwischen »gut« und »schlecht«?

T: Genau das ist ja mein Problem, Papa. Wenn das Schlechte zum Guten gehört, dann gibt es diese klare Unterscheidung gar nicht. Sie ist nur eine Illusion. Denk an eine köstliche Torte: sie ist außen bitter und innen Melonen-und-Honigsüß. Aber ohne die bittere Schale würde der innere Kern überhaupt nicht so gewaltig toll schmecken wie mit ihr. Verstehst du?

P: Ja, ich glaube schon. Meinst du denn auch, dass das Schlechte manchmal gut sein muss, damit es schlecht ist?

T: Ich glaube, es muss eine Verführung sein, sonst würden wir es einfach Übel oder Schmerz oder schrecklich nennen. Aber das Schlechte oder das Böse hat immer auch eine Anziehung, ja.

P: Du sagst also, wir können nicht nach dem Guten streben ohne auch zugleich zumindest etwas von dem Schlechten in die Welt zu lassen. Hm. Das klingt tatsächlich wie die Büchse der Pandora.

T: Welche Büchse? Papa, sprich nicht immer so in Rätseln.

P: Ich meine nur, das klingt wie ein Dilemma, wie eine verhängnisvolle Einsicht. Und was magst du nun mehr, das Gute oder das Schlechte?

T: Beides, keines und alles dazwischen.

 

 

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